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Viele Menschen reagieren intensiver auf Umweltreize als andere. Ein lauter Knall, der für die meisten unbemerkt bleibt, kann überwältigend wirken. Ein scheinbar harmloser Kommentar hallt lange im Kopf nach. Dies deutet auf Hochsensibilität (HSP) hin, eine Persönlichkeitscharakteristik, keine Krankheit.
Hochsensibilität beschreibt eine erhöhte Sensitivität gegenüber sensorischen Reizen, mit einer Tendenz zur Überreizung durch äußere Einflüsse, so die American Psychological Association. Diese erhöhte Sensibilität führt zu intensiveren emotionalen Reaktionen auf Reize, egal ob innerlich oder äußerlich, wie Licht, Geräusche oder Schmerz. Die hohe sensorische Verarbeitungssensibilität (SPS) ist ein Kennzeichen von HSP. Obwohl nicht alle HSP introvertiert sind, gehören etwa 70% dieser Persönlichkeitstypen dazu.
Kennzeichen von Hochsensibilität
Dr. Lalitaa Suglani, klinische Psychologin, beschreibt zehn typische Merkmale: Intensive Reaktionen auf Kritik; hohe Empathie und Mitgefühl; stark ausgeprägte Intuition und Instinkte; Bedürfnis nach regelmäßigen Auszeiten; Überforderung durch laute oder hektische Umgebungen; hohe Sensitivität gegenüber Geräuschen, Licht oder Texturen; graduell steigende emotionale Reaktionen; Reizüberflutung durch negative Medieninhalte; lebhaftes Innenleben und Fantasie; tiefes Einfühlungsvermögen. "Negative Rückmeldungen treffen dich besonders stark", so Dr. Suglani, um das Merkmal intensiver Reaktionen auf Kritik zu verdeutlichen.
Diese Merkmale ergeben sich aus der intensivierten Wahrnehmung und Verarbeitung von Reizen. Das Gehirn verarbeitet Informationen detaillierter und umfassender, was zu einer schnelleren Überlastung führen kann. Dies erklärt die Notwendigkeit von Ruhephasen und die Empfindlichkeit gegenüber lauten oder hektischen Umgebungen.
Die erhöhte Empathie und Intuition resultiert aus der Fähigkeit, feinste emotionale Nuancen wahrzunehmen und zu interpretieren. Das starke Bauchgefühl ist eine Folge dieser intensiven Wahrnehmung der Umgebung und der eigenen inneren Stimme.
Das Bedürfnis nach Auszeiten dient der Regeneration. Die intensive Reizverarbeitung verbraucht viel Energie, weshalb Ruhephasen essenziell sind, um Überlastung zu vermeiden. Die graduell steigenden emotionalen Reaktionen zeigen, dass die Verarbeitung von Emotionen intensiver und zeitverzögert abläuft.
Die starke Belastung durch negative Medieninhalte ist ein weiterer Aspekt der Hochsensibilität. Die intensive emotionale Beteiligung an den dargestellten Ereignissen führt zu einer schnelleren Erschöpfung. Das lebhafte Innenleben und die Fantasie sind Ausdruck einer reichen und detaillierten Innenwelt.
Hochsensibilität ist also keine Schwäche, sondern eine Persönlichkeitsstärke, die mit Herausforderungen verbunden ist, aber auch positive Aspekte mit sich bringt. Es ist wichtig, die eigenen Bedürfnisse zu kennen und Strategien zur Selbstregulierung zu entwickeln.
Die positiven Seiten der Hochsensibilität
Dr. Julie Smith, klinische Psychologin, betont die positiven Aspekte: Hochsensible Menschen sind oft sehr sorgfältig und konzentriert. Sie zeichnen sich durch Genauigkeit und Fehlererkennung aus und meistern Aufgaben, die hohe Präzision erfordern, besonders gut.
Diese Fähigkeiten machen sie zu wertvollen Mitarbeitern in verschiedenen Bereichen. Ihre Aufmerksamkeit zum Detail und ihre Fähigkeit, Nuancen wahrzunehmen, ermöglicht ihnen herausragende Leistungen in Berufen, die hohe Konzentration und Präzision erfordern. Die Empathie und das Einfühlungsvermögen sind wichtige Eigenschaften in sozialen Berufen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Hochsensibilität ein komplexes Persönlichkeitsmerkmal ist, das sowohl Herausforderungen als auch einzigartige Stärken mit sich bringt. Die Akzeptanz der eigenen Sensibilität und das Entwickeln von Bewältigungsstrategien sind entscheidend für ein ausgeglichenes und erfülltes Leben.