Geisterstädte: Verlassene Orte als Mahnmal des Klimawandels

Donnerstag, 8 Mai 2025 15:50

Der Klimawandel führt weltweit zur Entstehung von Geisterstädten, die durch extreme Wetterereignisse wie Überschwemmungen, Stürme und Dürren verlassen wurden. Der Artikel beleuchtet die Ursachen und Folgen dieser Entwicklung und zeigt anhand von fünf Beispielen die Auswirkungen des Klimawandels auf verschiedene Regionen der Welt.

illustration Geisterstädte Illustration Resor Ski Chacaltaya

Die Auswirkungen des Klimawandels sind weltweit spürbar und hinterlassen ihre Spuren in Form von Geisterstädten. Steigende Meeresspiegel, heftige Stürme, anhaltende Dürren und verheerende Waldbrände zwingen Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen. Die Ursachen für die Entstehung dieser Geisterstädte liegen in der zunehmenden Häufigkeit und Intensität extremer Wetterereignisse, die durch den Klimawandel verstärkt werden.

Verlassene Orte und ihre Geschichten

Gaia Vince, Autorin des Buches "Nomad Century: How Climate Migration Will Reshape Our World", beschreibt die Situation deutlich: "Wir sehen bereits, wie Menschen aus Gebieten abwandern, die am stärksten von Stürmen, steigendem Meeresspiegel, Überschwemmungen und auch von andauernden Waldbränden und dem Einatmen des Rauches betroffen sind."

Vince nennt die verheerenden Waldbrände in Hawaii, Kalifornien und Australien sowie die verheerenden Überschwemmungen in Bangladesch als Beispiele für die Folgen des Klimawandels. Die Menschen, die ihre Heimat verlassen müssen, verlieren nicht nur ihre Häuser und ihre Lebensgrundlage, sondern auch ihre Traditionen, ihre Familien und ihre Freunde. Diese traumatische Erfahrung hinterlässt tiefe Narben.

Die Vereinten Nationen (UN) schätzen, dass jährlich über 20 Millionen Menschen aufgrund extremer Wetterereignisse ihre Häuser verlassen müssen. Wissenschaftler prognostizieren, dass bis zum Ende des Jahrhunderts 3 bis 6 Milliarden Menschen außerhalb der am besten geeigneten Gebiete leben werden. Diese Zahlen unterstreichen die Dringlichkeit, den Klimawandel zu bekämpfen und die Auswirkungen auf unsere Umwelt und unsere Gesellschaft zu mindern.

Tourismus im Wandel

Der Tourismus ist ebenfalls von den Folgen des Klimawandels betroffen. Gebiete, die einst beliebte Urlaubsziele waren, verlieren an Anziehungskraft, da extreme Wetterereignisse die Reisebedingungen erschweren. Skigebiete in den Alpen, die nicht mehr genügend Schnee haben, oder Spanien und der Mittelmeerraum, die unter Hitzewellen und tödlichen Waldbränden leiden, sind nur einige Beispiele dafür.

Gleichzeitig gewinnt der "Dunkeltourismus", der sich mit Themen wie Tod, Katastrophen und Verbrechen beschäftigt, an Bedeutung. Geisterstädte, die durch den Klimawandel entstanden sind, ziehen ebenfalls immer mehr Touristen an. Philip Stone von der University of Central Lancashire, Leiter des Institute for Dark Tourism Research, erklärt: "Es gibt eine inhärente Faszination für Zerstörung, und die Überreste der Vergangenheit erzählen oft Geschichten über unsere Fehler und unser Unglück."

Fünf Geisterstädte weltweit

Die folgenden fünf Beispiele zeigen, wie der Klimawandel die Lebensräume von Menschen zerstört und zu Geisterstädten führt:

  1. Vunidogoloa, Fidschi

    Als Inselstaat ist Fidschi besonders anfällig für den Anstieg des Meeresspiegels und starke Stürme. Die Regierung musste Dutzende von Küstengemeinden ins Landesinnere verlegen. Das Dorf Vunidogoloa auf Vanua Levu, der zweitgrößten Insel des Landes, war das erste Dorf, das 2014 auf einen Hügel umgesiedelt wurde. Zurück blieb ein verfallenes Dorf, das von Wildwuchs überwachsen ist.

  2. Isle de Jean Charles, Louisiana, USA

    Die Küstenregion von Louisiana ist ebenfalls vom steigenden Meeresspiegel betroffen. Küstenerosion und Hurrikane, die durch den Klimawandel ausgelöst werden, verschlimmern die Situation. Die Insel Isle de Jean Charles in der Bucht von Mexiko, etwa 129 Kilometer südlich von New Orleans, ist seit Jahren stark von der Erosion betroffen. Die Insel ist heute nur noch ein Bruchteil ihrer ursprünglichen Größe.

    Die einheimischen Gemeinden, die sich als Nachfahren der amerikanischen Ureinwohner bezeichnen, erhielten Fördergelder für den Bau einer neuen Siedlung etwa 64 Kilometer nördlich der Insel. Im Oktober 2023 waren alle Einwohner bis auf vier Familien in die neue Siedlung umgezogen, die ebenfalls Isle de Jean Charles genannt wird.

  3. Cotul Morii, Moldawien

    Moldawien ist eines der Länder in Europa, das am stärksten vom Klimawandel betroffen ist. Das Land ist verschiedenen Klimarisiken ausgesetzt, darunter Hitzewellen, Dürren, Stürme und Überschwemmungen. Die Auswirkungen von Überschwemmungen beeinträchtigen die Landwirtschaft stark und verursachen erhebliche Schäden und Kosten.

    Das Dorf Cotul Morii am Ufer des Flusses Prut wurde 2010 von einer großen Überschwemmung zerstört. Anstatt das Dorf wiederaufzubauen, entschied sich die Regierung, ein neues Dorf Cotul Morii etwa 14 Kilometer vom ursprünglichen Standort entfernt zu errichten.

  4. Chacaltaya, Bolivien

    Chacaltaya war einst das höchstgelegene Skigebiet der Welt, mit Hütten auf etwa 5.300 Metern Höhe am Berg Chacaltaya. Das Skigebiet wurde in den 1930er Jahren eröffnet und lockte jahrzehntelang Skifahrer und Schlittenfahrer im Winter an.

    Doch seit 2009 ist das Skigebiet geschlossen. Der 18.000 Jahre alte Chacaltaya-Gletscher am Berg ist aufgrund des Klimawandels vollständig geschmolzen. Auch der Großteil des Schnees ist mit ihm verschwunden. Zurück blieben verlassene Hütten, Cafés, Bars und Skilifte.

  5. Valmeyer, Illinois, USA

    Die kleine Stadt Valmeyer in Illinois, USA, wurde 1993 von einer großen Überschwemmung des Mississippi getroffen. Die Überschwemmung zerstörte den Großteil der Gebäude der Stadt.

    Mit staatlicher Unterstützung wurden die 900 Einwohner auf die Anhöhe am Rande der Stadt umgesiedelt. Das neue Valmeyer ist heute ein florierendes Städtchen. Das alte Valmeyer in der Überschwemmungszone dient nun der Landwirtschaft und Freizeitaktivitäten.

Die Folgen des Klimawandels sind greifbar und führen zum Verlust von Heimat und Lebensgrundlage für Millionen Menschen. Geisterstädte wie Vunidogoloa, Isle de Jean Charles, Cotul Morii, Chacaltaya und Valmeyer sind ein Mahnmal für die Dringlichkeit, den Klimawandel zu bekämpfen und die Auswirkungen auf unsere Umwelt und unsere Gesellschaft zu mindern.

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